Das Ehrenamt in Zeiten von Corona
Mein Alltag mit Corona: Torsten Nimz (hkk)
12.08.2021
„Besonderer Schutz für besonders gefährdete Berufsgruppen“
Wie erleben die Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter die Pandemie? Wie erfüllen die Sozialparlamente der Rentenversicherung und der Krankenkassen unter Corona-Bedingungen ihre Aufgaben? Torsten Nimz, Mitglied des Verwaltungsrates der hkk, hat sich angesehen, welche Berufsgruppen besonders stark von der Pandemie betroffen waren. Gerade für diese Menschen gelte es, das Risiko einer Ansteckung zu mindern, sagt er.

Herr Nimz, die hkk hat jetzt ihren Fehlzeitenreport für das Jahr 2020 vorgelegt – eigentlich ein Routinevorgang, diesmal aber mit der Besonderheit, dass es sich um das erste Jahr mit Corona handelte. Welche Ergebnisse gibt es zu vermelden?
Auf den ersten Blick scheint sich gar nicht so viel verändert zu haben. Der Krankenstand insgesamt ist sogar leicht gesunken: 2019 fehlten krankheitsbedingt im Durchschnitt pro Arbeitstag 39 von je tausend krankengeldberechtigten hkk-Mitgliedern an ihrem Arbeitsplatz, 2020 sank dieser Wert auf 38. Mehr als 55 Prozent unserer Versicherten mussten nicht ein einziges Mal eine Krankschreibung durch ihren Arzt in Anspruch nehmen, 2019 waren das nur rund 51 Prozent. Deutlich gestiegen ist im vergangenen Jahr allerdings die durchschnittliche Krankheitsdauer: Im Jahr zuvor dauerte eine Krankschreibung im Durchschnitt 12,7 Tage, 2020 waren es dagegen schon 15,1 Kalendertage. Ein solcher Anstieg ist mehr als nur eine kleine statistische Schwankung, und daran hat die Corona-Pandemie durchaus eine Aktie.
Was besagt der Fehlzeitenreport genau über die Corona-Erkrankungen?
Der Fehlzeitenreport zeigt, dass bis Dezember 2,4 Prozent der bei uns in der hkk versicherten berufstätigen Frauen und 1,8 Prozent der berufstätigen Männer wegen einer COVID-19-Erkrankung krankgeschrieben waren, und zwar im Durchschnitt für knapp zwölf Tage. Neun von zehn Erkrankten hatten die Infektion nach spätestens drei Wochen überwunden. In 2,4 Prozent aller Fälle entwickelte sich Corona allerdings zu einer Langzeiterkrankung, und die Betroffenen waren auch nach sechs Wochen noch nicht wieder fit. Als gewählter Versichertenvertreter muss ich sagen: Wir sollten das uns allen eine Warnung sein lassen! Es wäre ein großer Irrtum, wenn wir uns in Sicherheit wiegen würden, weil die bundesweiten Inzidenzen jetzt nicht mehr so hoch sind wie während der dritten Infektionswelle und weil mehr Menschen geimpft sind. Dieses Virus ist weiterhin eine große Gefahr, die wir sehr ernst nehmen müssen.
Verrät uns der hkk-Fehlzeitenreport etwas darüber, wer besonders gefährdet ist?
Ja, denn der Report schlüsselt auch auf, in welchen Berufsgruppen es 2020 die größten Fehlzeiten wegen einer Corona-Infektion gegeben hat. Diese Zahlen sind besonders aufschlussreich, wenn man sie mit denen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 vergleicht. 2019 gab es unter hkk-Versicherten die wenigsten Krankschreibungen in den Branchen Kommunikation, Dienstleistungen und Banken. Die meisten Fehlzeiten wurden in der Öffentlichen Verwaltung und im Gesundheits- und Sozialwesen registriert, und Bereiche wie Erziehung und Unterricht und Handel rangierten im Mittelfeld. Das alles blieb auch 2020 so.
Wenn wir uns aber die Krankschreibungen wegen Corona ansehen, gab es die mit Abstand meisten Fälle im Gesundheits- und Sozialwesen, auf Platz zwei folgte bereits Erziehung und Unterricht, dann folgte die Sammelkategorie „Sonstige Dienstleistungen“ und erst dann die Öffentliche Verwaltung. Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht, die Sonstigen Dienstleistungen sowie der Handel sind auch genau die Branchen, in denen 2020 der Krankenstand zunahm und nicht sank wie in den anderen Bereichen.
Unser Fehlzeitenreport verschafft uns also Klarheit darüber, in welchen Berufen die Ansteckungsgefahr besonders groß ist. Damit gibt er den Akteuren in Politik und Gesellschaft und auch uns als Krankenkasse wichtige Hinweise, für wen wir besondere Schutzvorkehrungen treffen sollten, um unserer Verantwortung für die Gesundheit unserer Versicherten gerecht zu werden.