Das Ehrenamt in Zeiten von Corona
Mein Alltag mit Corona: Petra Rahmann
18.01.2022
„Wir unterstützen beim Stress-Abbau“
Wie erleben die Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter die Pandemie? Wie erfüllen die Sozialparlamente der Rentenversicherung und der Krankenkassen unter Corona-Bedingungen ihre Aufgaben? Petra Rahmann, ehrenamtliche Selbstverwalterin im Verwaltungsrat der TK, erläutert, wie sich ganz abgesehen von den gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auch das Stressempfinden der Menschen während der Pandemie verändert hat und wie die Krankenkasse ihren Versicherten hilft, mit dieser Belastung umzugehen.

Frau Rahmann, Ihre Krankenkasse hat – nach 2013 und 2016 – dieses Jahr bereits das dritte Mal das Stressempfinden der Menschen in Deutschland untersucht. Die aktuelle, gerade veröffentlichte Studie „Entspann dich, Deutschland!“ entstand erstmals unter Corona-Bedingungen. Welche Veränderungen haben sich dort gezeigt?
Während der Pandemie hat das Stress-Empfinden zugenommen, und das wird niemanden überraschen. Der Untersuchung zufolge fühlen sich aktuell knapp zwei Drittel der Menschen in Deutschland zumindest manchmal gestresst, mehr als ein Viertel sogar häufig. Seit der ersten Studie der TK zu diesem Thema hat sich der Anteil der häufig Gestressten damit um 30 Prozent erhöht. Ein solcher Anstieg ist wirklich signifikant, vor allem in so wenigen Jahren. Corona hat die schon zuvor bestehenden Probleme offenbar deutlich verschärft.
Knapp die Hälfte der für die Studie Befragten hat bestätigt, dass das Leben seit Beginn der Pandemie stressiger geworden ist. In Familien mit Kindern im Haushalt waren es noch mehr, nämlich 60 Prozent, und wenn dann auch noch Homeoffice dazukam, sogar 64 Prozent, also nahezu zwei von drei Familien. Die wichtigsten Stressquellen lagen schon vor der Pandemie im Bereich Arbeit, Schule und Studium, und daran hat sich nichts geändert. Es gibt aber einen Faktor, der stark an Bedeutung gewonnen hat: 31 Prozent der Befragten sagten, eine Ursache für ihren Stress sei eine schwere Krankheit von jemandem, der ihnen nahesteht. In den früheren Befragungen spielte dieser Gedanke nur eine untergeordnete Rolle. Jetzt ist diese Sorge schon auf Platz drei der Stress-Ursachen aufgerückt.
Stress ist etwas, was jeder Mensch anders empfindet und worauf er anders reagiert. Ist trotzdem eine Verallgemeinerung möglich?
So ziemlich jeder weiß aus eigenem Erleben oder zumindest aus dem nahen Umfeld, dass Stress auf Körper und Psyche gehen kann. Vor allem lange Stressphasen werden leicht zum Auslöser für zum Beispiel Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden. Oft geht Stress auch auf die Psyche, führt zu Erschöpfung und sogar zu Depressionen. Auch wenn Stress subjektiv empfunden wird, hat er also ganz objektive Auswirkungen.
Von denjenigen, die in der Studie erklärten, dass sie häufig gestresst sind, haben 80 Prozent angegeben, dass sie sich erschöpft fühlen. Etwa 40 Prozent berichten von Kopfschmerzen oder Migräne, 34 Prozent von Niedergeschlagenheit beziehungsweise Depressionen. Alle diese Beschwerden können auch bei Menschen auftreten, die nicht unter Stress leiden, aber dort sind sie viel seltener, wie unsere Studie nachweist. Schlafstörungen zum Beispiel hat unter den selten Gestressten etwa jeder Vierte, unter den häufig Gestressten aber jeder Zweite.
Was kann man tun, um das Stress-Niveau zu senken? Und was können Sie als Selbstverwalterin in der Krankenkasse tun?
Sehr viel hängt zunächst einmal von jedem einzelnen ab, denn ganz vermeiden lassen wird sich negativer Stress wohl niemals. In unserer Studie haben 80 Prozent der Befragten gesagt, dass sie ihre Hobbys pflegen, um sich mehr Ausgleich im Alltag zu verschaffen, andere nannten spazieren gehen, Gartenarbeit, Musik hören, sich mit Freunden treffen oder einfach nur gemütlich faulenzen. Wie wir Stress abbauen, ist individuell also ganz unterschiedlich. Als Krankenkasse haben wir dazu viele Angebote. Wer lernen will, wie er konstruktiver mit dem Stress umgehen kann, kann beispielsweise den Stress-Navigator nutzen, um online das passende Angebot zu finden. Die TK hat auch einen interaktiven Gesundheitscoach entwickelt, mit dem sich unsere Versicherten ein individuelles Programm für eine gesunde nachhaltige Lebensführung zusammenstellen können. Für uns als Verwaltungsrat sind diese Services ein ganz wichtiges Thema. Hier zeigt sich, dass digitale Angebote einen konkreten Mehrwert für die Versicherten haben.“
In der Verantwortung stehen aber auch die Arbeitgeber. Schließlich zeigt die Studie, dass es besonders die Arbeitsbedingungen sind, die Stress verursachen und krank machen können: Arbeitsüberlastung, Termindruck, häufige Unterbrechungen, Informationsflut und so weiter. Als ehrenamtliche Selbstverwaltung in der TK ist uns daher auch das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) ein wichtiges Anliegen. Es ist sogar gesetzlich festgelegt, dass die Krankenkassen im Rahmen des BGM Arbeitgeber beraten, wie sie für gesunde Strukturen in ihren Unternehmen sorgen können, damit ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Dauer gesund bleiben.