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Mein Alltag mit Corona: Holger Ukena (hkk)

„Unbürokratische Hilfe für die Selbstständigen“

Wie erleben die Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter die Pandemie? Womit beschäftigen sich in Corona-Zeiten die Sozialparlamente der Rentenversicherung und der Krankenkassen? Holger Ukena ist Arbeitgebervertreter im Verwaltungsrat der hkk. Er gibt Auskunft, welche Hilfe die Kassen leisten, wenn Selbstständige wegen Corona in Schwierigkeiten geraten.

Herr Ukena, Sie sind Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ammerland in Westerstede. Wie wirkt sich die Pandemie bei Ihnen aus?

Von Bereich zu Bereich sehr unterschiedlich, aber gerade am Anfang gab es tiefe Einschnitte. Viele Aufträge sind zurückgenommen oder zurückgestellt worden. Nehmen Sie zum Beispiel den Sanitärbereich, der bis dahin als außerordentlich krisenfest galt. Dort sagten sich viele Kunden: Ach nein, ich warte lieber noch mit dem Einbau des neuen Bades, sonst habe ich jetzt drei Wochen lang fremde Leute im Haus, und das will ich nicht riskieren – vielleicht stecke ich mich ja an. Ich habe in dieser Zeit ganz viel mit den Handwerkern bei uns im Kammerbezirk telefoniert, um sie zu beraten. Hätte ich den Menschen dabei ins Gesicht sehen können: Ich glaube, bei dem Einen oder Anderen hätte ich das blanke Entsetzen gesehen.

Gibt es bei Ihnen Betriebe, die in akute Existenznot geraten sind?

Wir haben bisher Gott sei Dank keine durch Corona verursachten Insolvenzen verzeichnen müssen, und ich hoffe, dabei bleibt es. Für viele Betriebe ist es aber sehr eng geworden. Nehmen Sie nur die Frisöre, die für zwei Monate komplett schließen mussten. Auch wenn die Mitarbeiter auf Kurzarbeit Null gingen – die Mieten für die Geschäfte mussten weiter gezahlt werden, und wenn der Betrieb vielleicht einen Kredit für die Einrichtung aufgenommen hatte, musste auch der bedient werden. Oder nehmen Sie die Kfz-Branche: Wenn in einem Autohaus 30 Neuwagen auf dem Hof stehen, die schon bezahlt sind, aber nicht ausgeliefert werden können, weil die Zulassungsstellen nicht arbeiten – da fehlt es den Betrieben ganz schnell an Liquidität. Ich kann aber sagen, dass die Corona-Programme des Bundes und des Landes bei uns sehr gut gegriffen haben. Und auch wir als Krankenkassen haben ganz schnell reagiert, um Selbstständigen zu helfen, die durch Corona in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind.

Was haben die Kassen konkret getan?

Zwei Punkte will ich hervorheben. Gerade um kurzfristig die Liquidität der Betriebe zu erhöhen, haben wir erstens die Möglichkeit eröffnet, drei Monate lang die Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge für die Mitarbeiter zu stunden. Das Geld muss zwar später nachgezahlt werden, aber trotzdem war es eine wichtige Hilfe, was da auf Beschluss der Bundesregierung umgesetzt wurde.

Zweitens können freiwillig Versicherte beantragen, ihre Beiträge zu reduzieren, wenn sich ihre wirtschaftliche Situation durch Corona erheblich verschlechtert hat. Damit helfen wir Soloselbstständigen, aber auch dem Geschäftsführenden Gesellschafter des gerade genannten Autohauses, der bei der Krankenkasse vielleicht mit dem Höchstsatz eingestuft ist, aber das Gehalt, das er sich bisher monatlich gezahlt hat, auf absehbare Zeit nicht mehr erwirtschaften kann. Eine solche Neueinstufung mitten im Jahr ist eigentlich nicht vorgesehen, aber wir machen es trotzdem, um den Betroffenen zu helfen.

Als Verwaltungsrat haben wir uns sehr dafür eingesetzt, dass unsere Krankenkasse die Firmen und die Solo-Selbstständigen umfassend berät und möglichst unbürokratisch erklärt, welche Möglichkeiten ihnen jetzt offenstehen. Genau das ist ja Teil unseres Auftrags als ehrenamtliche Selbstverwalter: Wir tragen unsere Erfahrungen aus dem Berufsalltag in die Kassen hinein. Wir wissen aus der Praxis, welche Anträge jetzt von den Betrieben kommen werden. So können wir mit dazu beitragen, dass die Mitarbeiter der Kasse gut auf die neuen Anforderungen vorbereitet werden.