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Mein Alltag mit Corona: Bernd Wegner (TK)

„Es gibt keinen Grund, auf Sport zu verzichten“

Wie erleben die Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter die Pandemie? Wie erfüllen die Sozialparlamente der Rentenversicherung und der Krankenkassen unter Corona-Bedingungen ihre Aufgaben? Bernd Wegner ist Geschäftsführer einer auf Orthopädie- und Lederwaren spezialisierten GmbH im Riegelsberg, Präsident der saarländischen Handwerkskammer, CDU-Abgeordneter im Landtag in Saarbrücken und Mitglied des Verwaltungsrates der Techniker Krankenkasse. Ihm ist es ein besonderes Anliegen, die TK-Versicherten auch unter den Corona-Beschränkungen zur sportlichen Betätigung zu ermutigen, die zu einem gesunden Leben einfach dazugehört.

Herr Wegner, allerorten wird vom „New Normal“ unter Corona-Bedingungen geredet. Wie stehen Sie zu dieser „neuen Normalität“?

Es bereitet mir, ehrlich gesagt, einige Sorge, wie sorglos viele Menschen heute schon über die Corona-Problematik hinweggehen. Die Zahlen der Infizierten zeigen uns, dass die Pandemie wirklich noch nicht vorbei ist und dass sie sich wohl auch durch die Rückkehrer aus dem Urlaub wieder verstärkt. Bei uns in der Branche haben wir erlebt, dass viele Menschen – unsere Mitarbeiter genauso wie unsere Kunden – anfangs ziemlich verängstigt und deshalb auch besonders vorsichtig waren. Das aber ändert sich gerade. Natürlich wäre ich froh, wenn allmählich wieder mehr Normalität möglich wäre. Als Handwerker sind wir darauf angewiesen, und wenn man den gebotenen Abstand einhält, dann kann man auch vieles wieder machen. Aber ganz so weit, wie viele glauben wollen, sind wir einfach noch nicht, und ich sehe die Gefahr, dass die schlimme Lockdown-Zeit noch einmal zurückkommt.

Einer aktuellen Umfrage der TK zufolge fühlt sich jeder zweite Versicherte durch die Pandemie gestresst. Stress aber kann krank machen. Wie gehen Sie als Selbstverwalter Ihrer Krankenkasse damit um? Und wie ergeht es Ihnen persönlich?

Ich habe eine 89-jährige Mama, und ich habe immer versucht, sie in der heißen Corona-Zeit besonders zu schützen. Ich habe also alles dafür getan, dass wir, die Kinder und die Enkel die Krankheit nicht in die Familie hineintragen. Mit dieser Sorge stand ich nicht allein: In unserer TK-Umfrage nach Stress-Faktoren wurde die Angst, ein Angehöriger könnte an Corona erkranken, von 57 Prozent der Befragten und damit am zweithäufigsten angegeben – häufiger noch als die Kita- und Schulschließungen. Nur der fehlende Kontakt zu Familie und Freunden wurde noch häufiger genannt. Bemerkenswert fand ich, dass in den jüngeren Jahrgängen deutlich mehr Befragte angaben, starke Probleme mit der aktuellen Situation zu haben, als in der Risikogruppe der Über-60-Jährigen. Menschen, die in ihrer Freizeit normalerweise sehr aktiv sind, sich mit Freunden treffen oder reisen, erleben diese komplizierte Zeit offenbar als größeren Einschnitt als die Älteren. Umso wichtiger ist es, dass sie Wege finden, den entstehenden Stress abzubauen – zum Beispiel durch Sport. Da ist auch unter Corona-Bedingungen vieles möglich.

Sie selbst sind mit dem Sport eng verbunden, 20 Mal waren Sie saarländischer Landesmeister im Ringkampf. Viele Sportarten durften aber monatelang nicht ausgeübt werden.

Ja, gerade Kontaktsportarten haben sehr gelitten unter der Pandemie. Als Präsident des saarländischen Ringerverbandes habe ich das unmittelbar miterlebt, auch wenn ich jetzt in einem Alter bin, in dem ich nicht mehr selbst auf die Matte gehe. Aber auch Corona ist kein Grund, auf Sport zu verzichten. Ich selbst laufe und fahre Fahrrad, da waren bei uns im Saarland die Regeln so, dass man das zumindest einzeln oder im Familienverband einigermaßen machen konnte. Um die Gesundheit zu bewahren, halte ich Sport für ganz wichtig. Ich finde es richtig, dass wir als Krankenkassen dafür in Corona-Zeiten spezielle Programme anbieten und dass wir unsere Versicherten mit Bonuspunkten oder besonderen Leistungen dafür belohnen, wenn sie regelmäßig Sport treiben. Als Selbstverwalter, als Arbeitgebervertreter im Verwaltungsrat der TK möchte ich aber, dass wir generell noch mehr tun – vor allem auf der beruflichen Schiene. Als Kasse fördern wir ja das Betriebliche Gesundheitsmanagement, zu dem auch Sportangebote gehören, und in vielen großen Firmen funktioniert das schon sehr gut. In mittelständischen Betrieben ist es dagegen weit schwieriger, so etwas zu etablieren. Aber auch wenn nur zwei oder drei Leute in einer Firma dafür in Frage kommen, sollen sie die Chance bekommen, solche Angebote wahrzunehmen: Da müssen wir als Sozialversicherungen noch mehr Möglichkeiten schaffen. Dafür setze ich mich ein.