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  • Seit 1999 in der Sozialen Selbstverwaltung aktiv

  • Seit 2017 Alternierender Vorsitzender der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund

Ein klarer Fall von Helfersyndrom

Rüdiger Herrmann im Interview

Mein Name ist Rüdiger Herrmann. Ich bin 61 Jahre alt.

Ich bin der alternierende Vorsitzende der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Ich bin schon über 20 Jahre in der sozialen Selbstverwaltung der früheren BfA und jetzt der DRV Bund tätig.

Die Hauptaufgabe der Vertreterversammlung ist die Feststellung des Haushaltes und die einzelnen Positionen:

Da geht es um Inhalte wie Personal, um Anteile von Rehabilitation für Teilhabe am Arbeitsleben, für solche Dinge, die werden vorbereitet und die Aufgabe der Vertreterversammlung ist diesen vorbereiteten Haushaltsansatz im Haushaltsplan dann entsprechend festzustellen und auch zu genehmigen.

Das Engagement kam eigentlich durch meinen Beruf und persönliche Erlebnisse.

Ich habe bei der Deutschen Angestellten Krankenkasse die Ausbildung als Sozialversicherungsfachangestellter gemacht, wo man schon ein bisschen soziale Profession mitbringen sollte und habe dann auch gesehen wie wichtig es ist, dass man Menschen hilft, die in Not sind.

Es gibt nicht nur die ehrenamtlichen Mitarbeitenden bei der Deutschen Rentenversicherung Bund, sondern eben auch das Hauptamt, da wird sehr viel vorbereitet, vorgedacht, Strategien mitentwickelt, die werden dann den Gremien, den Ausschüssen zur Beratung und dann auch zur Entscheidung vorgelegt.

Für das Haus ist natürlich zurzeit Grundrente ein Riesenthema, weil die Anspruchsberechtigten auch versuchen dauernd anzurufen und beraten zu werden.

Es ist so, dass jeder, der Anspruch auf Grundrente hat automatisch eine Mitteilung von der Deutschen Rentenversicherung erhalten wird.

In vielen Jahren hat sich auch gezeigt, dass wir mit der sozialen Selbstverwaltung eine Brücke haben zwischen den Beitragszahlern und den Versicherten und den Arbeitgebern auf der anderen Seite.

Es gibt Menschen, die sagen ich hätte ein ausgeprägtes Helfersyndrom, weil ich eben vielleicht auch durch diesen gewählten sozialen Beruf mich auch berufen fühle für andere Verantwortung zu übernehmen und anderen zu helfen, die sich vielleicht nicht helfen können.

In der sozialen Selbstverwaltung, im Sozialparlament kann ich als Versichertenvertreter genau das einbringen.

Ich kann mitgestalten und nicht nur verwalten.

An Möglichkeiten, sich ehrenamtlich für ein soziales Miteinander in der Gesellschaft einzusetzen, besteht in Deutschland wahrlich kein Mangel. Man kann sich im Schulverein der Kinder engagieren, für den gehbehinderten Nachbarn den Einkauf erledigen oder im örtlichen Sportverein als Trainer arbeiten. Rüdiger Herrmann hat ein Ehrenamt übernommen, in dem es um das Große und Ganze geht: Er ist seit 20 Jahren in der Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung Bund aktiv, wo er die Seite der Versicherten und Rentner vertritt.

Für mehr als 23 Millionen Menschen sichert der größte deutsche Rentenversicherungsträger die Altersvorsorge, und Herrmann trägt seit 2017 als Alternierender Vorsitzender der Vertreterversammlung an oberster Stelle dafür Sorge, dass ihre Interessen gewahrt werden. „Ich sehe mich als Bindeglied zwischen dem Sozialversicherungsträger und den Beitragszahlern, den Versicherten und Arbeitgebern“, sagt er. „Mir macht es Freude, mich um die Belange und Nöte meiner Mitmenschen zu kümmern. Ich habe, wenn man es so nennen will, ein ausgeprägtes ,Helfersyndrom‘.“

Sein Interesse für das deutsche Sozialsystem hatte der gebürtige Schwabe schon mit der Wahl seines Berufes unter Beweis gestellt. Er absolvierte eine Ausbildung bei der Deutschen Angestellten-Krankenkasse, die Jahre später mit der BKK Gesundheit zur heutigen DAK-Gesundheit fusionierte, und wurde bereits mit 24 Jahren DAK-Bezirkschef in Burladingen. Anschließend bekleidete er weitere Führungspositionen in Ulm und Freiburg, Stuttgart und Berlin, Dresden, Hamburg sowie Düsseldorf und Köln, ehe er als Leiter des Vertriebsgebietes Baden-Württemberg wieder nach Stuttgart zurückkehrte. „Von den ersten Ausbildungstagen an habe ich erfahren, wie wichtig die Sozialversicherung für unsere Gesellschaft ist und welche Aufgaben hierbei die Selbstverwaltung übernimmt“, sagt Herrmann. „Dieses Thema hat mich in vier Jahrzehnten Berufstätigkeit nicht mehr losgelassen.“

1999 stellte er sich erstmals selbst zur Wahl für ein Ehrenamt als Selbstverwalter. Nicht bei der eigenen DAK natürlich – schließlich können sich Führungskräfte einer Kasse schwerlich selbst kontrollieren –, sondern in der damaligen BfA, aus der 2005 dann die Deutsche Rentenversicherung Bund hervorging. „Unterstützt und gefördert wurde ich durch meinen früheren Chef, der bereits seit längerem im Vorstand der BfA tätig war. Er war es auch, der mir den Weg in die Vertreterversammlung der damaligen BfA ebnete, wo ich dann den Ausschuss für Rehabilitations-, Renten- und Versicherungsangelegenheiten, den Personalausschuss und den Haushalts- und Finanzausschuss leitete“, berichtet Herrmann.

Das Ehrenamt als Selbstverwalter ist für ihn mit sehr viel Arbeit verbunden. Sie beschränkt sich nicht darauf, dass er zweimal im Jahr die Tagungen der Vertreterversammlung leitet und an den Sitzungen des Vorstands und der verschiedenen Ausschüsse der Rentenversicherung teilnimmt. Herrmann reist regelmäßig durchs Land, um den direkten Kontakt mit den Versichertenberatern im Land zu pflegen, und er ist auch mit zuständig dafür, neue Mitglieder für die Widerspruchsausschüsse zu finden. „Alles in allem wende ich für meine Selbstverwaltertätigkeit circa zwei bis drei Stunden täglich auf“, sagt der Vater zweier erwachsener Kinder, der in seiner Freizeit gern Ski fährt und der Jagd frönt. „Alle sechs Jahre zu den Sozialwahlen ist der zeitliche Aufwand noch deutlich höher.“

Als bestes Beispiel, wo die Soziale Selbstverwaltung etwas bewirken kann, nennt Herrmann gern die Rehabilitation. „Die Qualität und die Standards, die wir in Deutschland auf diesem Gebiet aufzuweisen haben, suchen weltweit ihresgleichen“, sagt er. „Und das ist ausschließlich das Verdienst der Selbstverwaltung, in der die Interessen der Leistungsempfänger, also der Versicherten und der Rentner, und die Interessen der Arbeitgeber, die ja auch Beitragszahler sind, zusammengeführt werden.“ Eine selbstverwaltete Sozialversicherung reagiere „schneller, flexibler und individueller, als der Staat dies könnte“, erklärt Herrmann. „Sie ist ein Erfolgsmodell.“