Rainer Schumann

Mitglied des Verwaltungsrates der DAK-Gesundheit
„Für eine Sozialversicherung, die alle einschließt“
Er sei „ein echtes Krankenkassenkind“, sagt Rainer Schumann, und das ist in seinem Fall keine Übertreibung. Seit ganz jungen Jahren schon ist sein Leben mit der gesetzlichen Krankenversicherung verwoben. Nach einer Lehre bei einer AOK in Schleswig-Holstein wechselte er 1966 zur ungleich größeren Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK), und ihr ist er bis zum heutigen Tage treu geblieben: beruflich, als Mitglied natürlich – und darüber hinaus.
Schumann begann als einfacher Kassenmitarbeiter und erschloss sich Schritt für Schritt neue Aufgabenfelder. Zuletzt war er Geschäftsführer des Verwaltungsrates der DAK-Gesundheit. Sein Ausscheiden aus dem Beruf 2006 bedeutete nicht seinen Abschied von der Kasse: Nach einer Zeit im „Abklingbecken“, wie er es nennt, ist er seit 2014 als gewählter Selbstverwalter im Sozialparlament der DAK-Gesundheit aktiv. Schumann ist Vorsitzender der DAK-Versicherten- und Rentnervereinigung e. V. (DAK-VRV), deren Fraktion im 30-köpfigen Verwaltungsrat der Kasse sechs der 28 Versichertenvertreter stellt. Darüber hinaus wirkt die DAK-VRV auch in der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund mit.
Es sei schon ein merkwürdiges Gefühl gewesen, als ehemaliger Mitarbeiter der Kasse auf der anderen Seite des Tisches Platz zu nehmen und nun den Hut des Kontrolleurs zu tragen, räumt der Hamburger ein. Doch gerade die genaue Kenntnis des Hauses betrachtet er als seine Stärke. „Natürlich hat sich da vieles geändert, aber ich habe noch den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen. Wenn sie sich über etwas beklagen; wenn sie sich über etwas freuen – das kann ich gut mitfühlen, das kann ich einordnen. Und wenn ich manchmal in meiner Position als Selbstverwalter helfen kann, einen Konflikt zu lösen, dann tue ich das.“ Denn wo die Mitarbeiter ein Problem hätten, könne daraus schnell auch ein Problem der Versicherten werden. Und das gelte es auf jeden Fall zu vermeiden.
Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit sei es, „die Positionen meiner Organisation DAK-VRV zu Fragen der Sozialversicherung hörbar zu machen“, umreißt Schumann seine Tätigkeit. Und wenn die Mehrheitsmeinung einmal eine andere ist? „Dann kommt es umso mehr darauf an, die eigene Position mit guten Argumenten zu vertreten.“ Zum Beispiel, was die Idee einer Bürgerversicherung betrifft. Ob in der Kranken- oder in der Rentenversicherung: Schumann bekennt sich ganz entschieden zu dem Ziel einer Sozialversicherung, zu der alle Erwerbstätige beitragen. Bestimmte Berufsgruppen dort herauszunehmen, sei „Rosinenpickerei“ und widerspreche dem Grundsatz der Solidarität in der Gesellschaft.
Dass über solche Themen mitunter intensiv diskutiert wird, gehört für ihn dazu. Gerade dafür gebe es die Sozialparlamente, in denen die von den Mitgliedern gewählten Vertreter und die Arbeitgebervertreter ihre Argumente austauschten. Das Klima im Verwaltungsrat der DAK-Gesundheit sei ungeachtet aller inhaltlichen Unterschiede ausgesprochen positiv, hält er fest. „Wir gehen kollegial miteinander um, ohne die politischen Differenzen zu verwischen.“
Zur Sozialwahl 2023 in der DAK-Gesundheit will Rainer Schumann für die DAK-VRV noch einmal antreten. Mit den Erfahrungen, die er ein ganzes Leben lang gesammelt hat, will er sich weiter nützlich machen, Kenntnisse weiterreichen, Impulse geben. Altersbedingt aufgeben wird er allerdings sein zweites langjähriges Ehrenamt, sein Engagement als Versichertenberater bei der Deutschen Rentenversicherung Bund. Er tut es mit ruhigem Gewissen, denn er hat rechtzeitig einen Nachfolger gesucht und gefunden, der nun eingearbeitet wird. „Ich hätte nicht schuld daran sein mögen, dass in meiner Ecke, in meiner Nachbarschaft das Beratungsangebot für die Versicherten wegbricht“, sagt er. Aber wenn man die 70 deutlich hinter sich gelassen hat, dann darf man langsam etwas kürzertreten.