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  • stellvertretendes Mitglied des Vorstandes der Deutschen Rentenversicherung Bund

  • alternierender Vorsitzender des Vorstandsausschusses für Rehabilitations-, Renten- und Versicherungsangelegenheiten

  • ordentliches Mitglied im Organisations- und Bauausschuss des Vorstandes

  • stellvertretendes Mitglied im Haushalts- und Finanzausschuss des Vorstandes

  • stellvertretendes Mitglied im Personalausschuss des Vorstandes

  • stellvertretendes Mitglied des Bundesvorstandes

  • stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Organisation und Personal des Bundesvorstandes

„Für mehr Diversität in der Sozialen Selbstverwaltung“

Wer in einem Arbeitgeberverband als Geschäftsführer fungiert, der koordiniert nicht nur die Anliegen der Mitglieder und vertritt ihre Interessen gegenüber Gewerkschaften, anderen Branchen, Regierung oder dem Gesetzgeber. Es geht auch darum, gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Für Lutz Mühl vom Bundesarbeitgeberverband Chemie gehört dazu sein Ehrenamt in der Deutschen Rentenversicherung Bund. Der diplomierte Volkswirt ist dort stellvertretendes Vorstandsmitglied und alternierender Vorsitzender des Reha-Ausschusses des Vorstandes, und er arbeitet noch in weiteren Gremien mit. „Ich mache es aus Überzeugung“, sagt er, „weil ich denke, dass unser System der selbstverwalteten Sozialversicherung sehr gut zu unserer sozialen Marktwirtschaft passt.“

Mühl hat den direkten Vergleich, denn ehe er Geschäftsführer wurde, hatte er seinen Verband sieben Jahre lang in Brüssel vertreten. Ist das deutsche System also in seinen Augen besser als das der Nachbarn in Europa? Er zögert. „Besser … nein, das trifft es nicht. Es ist einfach anders.“ Auch in den sozialen Sicherungssystemen anderer Länder gebe es positive Aspekte, etwa in der Gewichtung der betrieblichen, kapitalgedeckten Altersvorsorge in den skandinavischen Ländern oder den Niederlanden. „Man kann dort viel dazulernen, wie sich soziale Sicherung nachhaltig finanzieren lässt in einer alternden Gesellschaft, und es ist auf jeden Fall gut, das eigene System immer wieder zu hinterfragen“, sagt er. „Aber man sollte nicht der Illusion erliegen, man könnte irgendein System aus einem anderen Land eins zu eins bei uns einpflanzen. Das würde kollidieren mit gewachsenen Strukturen und den Erwartungen, die die Beschäftigten, die Arbeitgeber und die Gesellschaft insgesamt haben.“

Was für Erwartungen? „Wenn es um Altersvorsorge geht, ist Deutschland nach wie vor von einer Garantiekultur geprägt. In anderen europäischen Ländern verspüre ich in diesem Punkt mehr Risikobereitschaft“, erläutert Mühl. „Bei uns aber gibt es einen tief verwurzelten Wunsch der Menschen nach Sicherheit. Man kann darauf hinweisen, dass es Sicherheit nicht umsonst gibt und dass sie Verzicht an anderer Stelle einschließt. Man kann Argumente einbringen und Vorschläge unterbreiten. Aber am Ende entscheidet die politische Willensbildung in der Gesellschaft.“

Auch in der Selbstverwaltung der Rentenversicherung gebe es einen Austausch über solche Grundsatzfragen, berichtet Mühl. Dass Arbeitgeber- und Versichertenvertreter dann nicht immer identische Positionen verträten, könne niemanden überraschen. Eine Belastung der Arbeit bedeute das aber nicht, im Gegenteil: Es helfe zu begreifen, wo der jeweils andere steht, und trage so dazu bei, die anstehenden Sachfragen in einer wirklich offenen und konstruktiven Atmosphäre zu klären.

Zum Beispiel im Bereich der Rehabilitation. Mühl setzt als Selbstverwalter ganz auf das Prinzip „Reha vor Rente“: „Wir wollen nicht, dass Menschen vorzeitig aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf aufgeben müssen. Denn Arbeit bedeutet auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, betont er. Außerdem sei aus Sicht der Solidargemeinschaft selbst eine lange und kostenintensive Reha oft kostengünstiger als die jahrelange Zahlung einer Erwerbsminderungsrente. „Da treffen sich dann die Interessen der Beschäftigten mit unseren Interessen als Arbeitgeber, die die Rentenversicherung paritätisch mitfinanzieren.“

Für Mühl ist die laufende Wahlperiode bereits die zweite in der Sozialen Selbstverwaltung: Von 2011 bis 2017 saß er für die Arbeitgeberseite in der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund, seit 2017 arbeitet er im Vorstand mit, daneben ist er auch noch im Vorstand einer Berufsgenossenschaft, also einer gesetzlichen Unfallversicherung, aktiv. Steht er auch für eine dritte Wahlperiode bereit? „Ich kann mir das sehr gut vorstellen“, antwortet er, „ich nehme diese Ämter wirklich gerne wahr. Aber ich kann nicht vorhersagen, wie am Ende die Listen zusammengestellt werden und die Sozialwahl verläuft. Auch gibt es da bekanntlich für die Sozialwahl 2023 mit der Geschlechterquote eine zusätzliche Anforderung.“

Das Ziel, die Präsenz von Frauen in der Sozialen Selbstverwaltung deutlich zu erhöhen, unterstützt Mühl ausdrücklich: „Das ist richtig, und das ist wichtig. Da musste jetzt etwas passieren. In den Gremien gibt es bisher nicht nur ein Übergewicht von Männern gegenüber Frauen, sondern auch von Älteren gegenüber den Noch-nicht-so-Alten, und es gibt nur wenige Selbstverwalter mit einem Migrationshintergrund. Wir brauchen insgesamt mehr Diversität, die reine Geschlechterquote greift da zu kurz.“ Das Ziel sollte eine Soziale Selbstverwaltung sein, „die die Zusammensetzung unserer Gesellschaft, der Versicherten und der Arbeitgeber, abbildet“. Da bleibe noch einiges zu tun, auch wenn die Entscheidung am Ende natürlich immer in der Sozialwahl falle.