Zum Hauptinhalt springen
  • Seit 2012 in der Sozialen Selbstverwaltung aktiv

  • Seit 2017 alternierender Vorsitzender der Vertreterversammlung und der Bundesvertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund

„Wir müssen immer einen Konsens schaffen.“

Jens Dirk Wohlfeil im Interview

Ich bin Selbstverwalter aus Überzeugung.

Ich halte es für sehr sinnvoll, dass sich Arbeitgebervertreter und die Versichertenseite um ihre Belange in der Sozialversicherung selbst kümmern, weil sie sind ja auch die Hauptbetroffenen.

Sie profitieren von den Leistungen, aber sie müssen eben auch in erheblichen Teilen die Beiträge beisteuern.

Wenn man im Arbeitgeberverband tätig ist, dann gehört das eben zu unseren Aufgaben, dass wir auch in der sozialen Selbstverwaltung als Selbstverwalter ehrenamtlich tätig sind.

Wir haben hier die Interessen unserer Mitgliedsunternehmen mit einzubringen und zu vertreten.

Das ist für mich auch Teil der gelebten Demokratie, weil wir sind eben in diesem System ein wichtiger Player, der über die Fragen der Sozialversicherung — in allen Zweigen der Sozialversicherung — mitbestimmen kann und dann ist es für mich selbstverständlich, dass ich da auch meinen Beitrag als Arbeitgebervertreter leiste.

Wir haben natürlich als Arbeitgebervertreter auch ein sehr großes Interesse daran, dass die sozialen Sicherungssysteme dauerhaft für unsere Unternehmen und Beschäftigten erhalten bleiben und auch finanzierbar bleiben.

Wir sind natürlich als Selbstverwalter nur ehrenamtlich tätig.

Das heißt, man kann sich das nicht so vorstellen, dass wir jeden Tag in die Rentenversicherung gehen und hier arbeiten wie ein hauptamtlich Beschäftigter.

Aber natürlich sind wir eng an den Themen dran.

Das läuft im Wesentlichen über die regelmäßige Teilnahme an Ausschusssitzungen in denen die einzelnen Themen wie Finanzen, wie Baumaßnahmen, wie Personalorganisation besprochen werden.

Wir müssen hier in der Selbstverwaltung immer den Konsens mit der Versichertenseite und den dortigen Vertretern finden und das finde ich immer sehr angenehm, weil ich ein sehr konsensorientierter Mensch bin und großen Wert darauf lege, dass wir hier gemeinsam zu einer Lösung kommen und immer irgendwie einen Konsens finden, den beide Seiten mittragen können.

Und das, finde ich, ist insgesamt eine sehr erfüllende Aufgabe und ich kann sagen:

Selbstverwaltung macht Spaß.

In Zeiten von Facebook und Instagram haben manche Menschen großen Spaß daran, jedes Detail ihres Privatlebens in der Öffentlichkeit auszubreiten. Für Jens Dirk Wohlfeil hingegen ist der Schutz persönlicher Daten ein Anliegen, das er sehr ernst nimmt und auch auf die eigene Person anwendet. Er sei 1966 in der Opel-Stadt Rüsselsheim zur Welt gekommen, habe nach Abitur und Wehrdienst ein Jurastudium in Mainz und im schottischen Glasgow absolviert und lebe seit 1998 in Berlin, gibt er zu Gesprächsbeginn in aller Kürze zu Protokoll. Dann kommt er direkt zum eigentlichen Thema: zur Selbstverwaltung in der Rentenversicherung.

Als ehrenamtlicher Selbstverwalter steht er gemeinsam mit anderen dafür ein, dass die Alterssicherung in Deutschland  stabil und verlässlich funktioniert. In der Vertreterversammlung und der Bundesvertreterversammlung, also in zwei der höchsten Entscheidungsgremien der Deutschen Rentenversicherung, löst sich Wohlfeil mit Rüdiger Herrmann beziehungsweise Uwe Hildebrandt im Vorsitz ab. Herrmann und Hildebrandt sind von den Vertreterinnen und Vertretern der Versicherten und Rentner zu alternierenden Vorsitzenden der beiden Sozialparlamente gewählt worden, Wohlfeil von der Arbeitgeberseite. Wie kam er in diese Ämter?

„Meine Tätigkeit für die Soziale Selbstverwaltung begann nicht in der Renten-, sondern in der Unfallversicherung“, berichtet Wohlfeil. Von 2012 an repräsentierte er den Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, für den er damals arbeitete, in der Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft. Als er 2017 als Geschäftsführer zum Handelsverband Deutschland wechselte, übertrug ihm der Verband zugleich Verantwortung in der Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution (BGHW). Dort war Wohlfeil allerdings nicht im Sozialparlament tätig, sondern im Vorstand, dem Exekutivorgan der Selbstverwaltung. Ebenfalls 2017 entsandte ihn der Verband zusätzlich ins Rentenparlament. Dieses Mandat führte Wohlfeil auch fort, als er Ende 2019 in die Geschäftsführung von Gesamtmetall eintrat. Dort ist er für die Tarif- und Sozialpolitik verantwortlich und dadurch auch hauptberuflich mit allen Fragen der sozialen Sicherungssysteme befasst.

Dass auch die Sozialpartner und nicht nur die wechselnden Regierungen über Schlüsselfragen der sozialen Sicherheit entscheiden, und zwar im Konsens: Dieses Prinzip ist Wohlfeil wichtig. Deshalb engagiert er sich in der Selbstverwaltung der Rentenversicherung. Dort haben die Vertreterinnen und Vertretern  der Beitragszahlenden vor allem die Arbeit der Verwaltung zu kontrollieren und die Umsetzung der bestehenden Gesetze zu garantieren. „Wir können in ausgewählten Bereichen auch eigene Akzente setzen, etwa mit eigenen Rehabilitationskliniken oder in der Prävention“, sagt Wohlfeil.

Jeder Beschluss will in den Ausschüssen vorbereitet sein, die unterschiedlichen Interessen der beiden Lager der Beitragszahlenden, also der Versicherten und Rentner und der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, müssen in Einklang gebracht werden, Absprachen sind nötig. „Das ist der große Vorteil an der Sozialen Selbstverwaltung: Keine der beiden  Bänke hat eine eigene Mehrheit. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, ist es dennoch immer notwendig, dass wir einen Konsens schaffen.“, sagt Wohlfeil. „ Zumindest in meiner Amtszeit sind wir uns bisher auch immer einig geworden.“