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Selbstverwalter von TK, DAK-Gesundheit und hkk fordern größere Aufmerksamkeit

Immer häufiger müssen in Deutschland Menschen krankgeschrieben werden, weil die Ärzte bei ihnen psychische Erkrankungen diagnostiziert haben. Das belegen übereinstimmend Untersuchungen der TK, der DAK-Gesundheit und der hkk. Seit 1997 hat sich die Zahl der Fehltage, die auf Depressionen, Anpassungsstörungen oder ähnliche Ursachen zurückzuführen sind, mehr als verdreifacht, wobei die Corona-Ausnahmesituation noch nicht berücksichtigt ist. Erste Auswertungen aus dem laufenden Jahr lassen indes erwarten, dass sich diese Entwicklung unter Pandemie-Bedingungen noch einmal beschleunigen wird.

Seelenleiden lagen im vergangenen Jahr bundesweit auf dem dritten Platz der häufigsten Krankheitsarten. Ältere leiden häufiger an psychischen Erkrankungen als Jüngere, Frauen sind in diesem Zusammenhang fast doppelt so oft krankgeschrieben wie ihre männlichen Kollegen. Auch Kinder und Jugendliche sind vor psychischen Erkrankungen nicht gefeit: Laut dem Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit zeigt jedes vierte Schulkind psychische Auffälligkeiten. Hochgerechnet sind in Deutschland insgesamt etwa 238.000 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren so stark betroffen, dass sie einen Arzt aufsuchen – Tendenz auch hier steigend.

Die Verwaltungsräte, die ehrenamtlichen Sozialparlamente der Krankenkassen, verfolgen diese Entwicklung mit Sorge. Als Vertreter der Beitragszahler setzen sie sich dafür ein, dass die Versicherten jede Unterstützung bekommen, die das Gesundheitswesen und die Gesellschaft insgesamt den Betroffenen bieten kann.

Uwe Bußmeier, Arbeitgebervertreter im Verwaltungsrat der TK:

„Laut unserem aktuellen Gesundheitsreport waren im letzten Jahr psychische Erkrankungen für rund 19 Prozent aller Fehlzeiten der Beschäftigten verantwortlich. Das ist der höchste Wert im Vergleich zu allen anderen Diagnosen! Es ist anzunehmen, dass aufgrund der seelischen Belastungen durch die Corona-Pandemie die Zahl der Erkrankungen noch steigen wird. In unserer aktuellen Forsa-Umfrage ,Corona 2020‘ gab jeder Zweite an, sich durch Corona häufig oder manchmal gestresst zu fühlen. Ich sehe es als Aufgabe der Selbstverwalter, diese Entwicklung im Auge zu behalten und den Fokus neben den physischen Erkrankungen auch auf die psychischen Belastungen der Menschen zu richten und dafür Lösungen zu entwickeln.“

Horst Zöller, Stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der DAK-Gesundheit, Arbeitgebervertreter

„Die steigende Zahl von Krankschreibungen wegen psychischen Erkrankungen ist auch auf einen offeneren Umgang mit diesen Krankheiten zurückzuführen, denn nach Einschätzung von Wissenschaftlern sind sie seit Jahrzehnten in der Bevölkerung nahezu gleich verbreitet. Beim Arzt-Patienten-Gespräch sind psychische Probleme heutzutage zum Glück kein Tabu mehr. Die Ärzte diagnostizieren genauer, und was eine Depression ist, wird als solche erkannt und benannt. Auch bei Krankschreibungen wird offener damit umgegangen. In Betrieben sieht das aber oft noch anders aus. Gerade wir Arbeitgeber müssen unseren Mitarbeitern Hilfe anbieten.

Besonders wichtig ist eine offene Diskussion über das Tabuthema Depression bei Kindern. Kinder leiden oft leise, bevor sie eine passende Diagnose bekommen. Wir müssen alle aufmerksamer werden. Das gilt in der Familie genauso wie in der Schule oder im Sportverein. Es gibt zudem Versorgungslücken nach der Krankenhausentlassung, die wir dringend schließen müssen. Wir als DAK-Gesundheit haben deshalb das das neue integrierte Versorgungsangebot ,veo‘ gestartet. Es ermöglicht depressiven Kindern und Jugendlichen für drei Jahre eine vernetzte ambulante Nachsorge und Versorgung.“

Sandra Speckert, Versichertenvertreterin im Verwaltungsrat der Handelskrankenkasse (hkk)

„Die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen sind in den letzten Jahren gestiegen, speziell auch bei berufstätigen Frauen, wie der hkk-Fehlzeitenreport zeigt. Frauen sind in unserer Gesellschaft weiterhin in besonderer Weise belastet, zu Beruf und Kindererziehung kommt häufig auch noch die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger hinzu.

Deshalb legen wir im Verwaltungsrat unserer Krankenkasse großen Wert auf eine Stärkung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. In den von ihr betreuten Betrieben bietet die hkk betroffenen Arbeitnehmerinnen spezielle Maßnahmen an, die das Ziel haben, die Frauen zu einem eigenverantwortlichen, gesundheitsbewussten Verhalten zu befähigen.“