Drei Fragen an Silke Reinhold zur Hautkrebsvorsorge
„Vorbeugen ist besser als heilen“
Hautkrebs ist extrem gefährlich, und die Zahl der Erkrankten steigt. Was unternimmt die Krankenversicherung? Wie setzt sich die Soziale Selbstverwaltung in den Krankenkassen für eine gute Früherkennung ein? Silke Reinhold, ehrenamtliches Mitglied im Verwaltungsrat der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), gibt Auskunft.

Frau Reinhold, der Kalender weist gerade November aus, und die Sonne lässt sich bestenfalls sporadisch einmal blicken. Ist das die richtige Zeit des Jahres, um sich über Hautkrebsvorsorge Gedanken zu machen?
Welches wäre denn die richtige Zeit – nur der Hochsommer etwa? Wenn wir so an die Sache herangehen, machen wir etwas falsch, denke ich. Natürlich ist der Sommer die Jahreszeit, in der wir am meisten auf unsere Haut achten müssen, weil sie dann durch die stärkere UV-Strahlung der Sonne besonderen Belastungen ausgesetzt ist und das Risiko, dass sich ein Krebs bildet, besonders hoch ist. Die Empfehlungen, wie ein Sonnenbrand vermieden werden kann, sind ja hinlänglich bekannt: Wir sollten auf intensive Sonnenbäder verzichten, vor allem in der Mittagszeit lieber einen Platz im Schatten aufsuchen, luftige, schützende Kleidung samt Sonnenhut tragen, auf alle unbedeckten Hautpartien reichlich Sonnenschutzmittel auftragen und dann regelmäßig nachcremen.
Aber Vorsorge beschränkt sich nicht darauf. Denn auch Menschen, die nie einen Sonnenbrand bekommen haben, können an Hautkrebs erkranken. Gute Vorsorge bedeutet deshalb auch, die Möglichkeit von regelmäßigen Untersuchungen beim Hautarzt zu nutzen. Und dafür spielt die Jahreszeit keine Rolle. Also am besten gleich bei einem Dermatologen einen Termin für ein Hautkrebsscreening vereinbaren!
Wie hat sich die Zahl der Hautkrebs-Erkrankungen in den letzten zehn Jahren entwickelt?
Wir beobachten eine rasante Zunahme. Nach den Daten unserer Krankenkasse, der KKH, erhielten im vergangenen Jahr bundesweit 45 Prozent mehr Frauen und Männer die Diagnose „schwarzer Hautkrebs“ als noch 2010. Dieser Krebs ist bösartig und kann lebensgefährlich sein, wenn er nicht schnell genug erkannt und behandelt wird. Beim „weißen Hautkrebs“, der besser zu therapieren ist, hat sich die Zahl der betroffenen Versicherten sogar fast verdoppelt. Hautkrebs zählt mittlerweile zu den häufigsten Tumorarten in Deutschland. Mehr als 220.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu daran, und in den meisten Fällen hat alles mit einem gewöhnlichen Sonnenbrand angefangen. Die Schlussfolgerung ist für mich als gewählte Versichertenvertreterin ganz klar: Jeder Sonnenbrand ist einer zu viel.
Was tun die Krankenkassen? Was tut die Selbstverwaltung in den Krankenkassen?
Je eher Hautkrebs entdeckt und behandelt wird, umso höher sind die Chancen auf Heilung. Genau deshalb werbe ich auch so dafür, die Vorsorgeuntersuchungen zu nutzen. Die gesetzlichen Regelungen besagen, dass jeder Krankenversicherte ab 35 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Untersuchung zur Früherkennung von Hautkrebs hat. Eine ganze Reihe von Krankenkassen geht mit freiwilligen Satzungsleistungen noch darüber hinaus. Wir als KKH zum Beispiel geben alle zwei Jahre auch einen Zuschuss für ein Hautkrebsscreening für jüngere Versicherte im Alter von 18 bis 34 Jahren. Das haben wir im Verwaltungsrat, also im Sozialparlament unserer Kasse, so beschlossen. Die alte Weisheit „Vorbeugen ist besser als heilen“ ist für uns nicht nur eine Redensart. Wir setzen sie um – im Interesse unserer Versicherten.