Drei Fragen an Horst Zöller zur Digitalisierung im Gesundheitswesen
„Ein digitales Ökosystem für alle Lebenslagen“
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet große Chancen, doch bei vielen Ärztinnen und Ärzten stößt sie weiterhin bei auf erhebliche Skepsis. Das zeigt der Digitalisierungsreport 2021 von DAK-Gesundheit und Ärzte Zeitung. Horst Zöller ist stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der DAK-Gesundheit. Für ihn kommen die Ergebnisse nicht überraschend.

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet große Chancen, doch bei vielen Ärztinnen und Ärzten stößt sie weiterhin bei auf erhebliche Skepsis. Das zeigt der Digitalisierungsreport 2021 von DAK-Gesundheit und Ärzte Zeitung. Horst Zöller ist stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der DAK-Gesundheit. Für ihn kommen die Ergebnisse nicht überraschend.
Herr Zöller, fast die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte, die für den Digitalisierungsreport Ihrer Kasse befragt wurden, fühlt sich mit der Nutzung der digitalen Anwendungen überfordert. Hat dieser Befund Sie überrascht?
Nein, das wundert mich wenig. Zuletzt haben sich die Meldungen gehäuft, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht ausreichend schnell vorankommt. Der Start des e-Rezepts wurde verschoben, die elektronische Patientenakte ist seit zwanzig Jahren in der Diskussion und immer noch nicht flächendeckend im Einsatz. Man muss auch bedenken, in welcher Zeit die Gesundheitsakte gestartet ist und das elektronische Rezept erprobt wurde, nämlich mitten in der Corona-Pandemie. Da haben alle ohnehin am Anschlag gearbeitet – und zusätzlich sollten sie ihre Praxen und Leistungen digitalisieren. Das kann nicht funktionieren, deshalb braucht die Ärzteschaft einfach mehr Unterstützung.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Studie?
Ich hoffe, dass die Ergebnisse des Digitalisierungsreports dazu beitragen können, dass die Politik jetzt einen deutlichen Weckruf hört: Wir müssen die Digitalisierung des Gesundheitswesens gemeinsam gestalten und dürfen nicht vergessen, die Ärztinnen und Ärzte dabei mitzunehmen. Als Verwaltungsratsmitglied habe ich aber natürlich auch immer die Patientinnen und Patienten im Blick. Ich bin sicher, wenn diese in ihrem Versorgungsalltag die Vorteile digitaler Anwendungen wie der Online-Terminvergabe oder der elektronischen Patientenakte kennen und schätzen lernen, werden diese Möglichkeiten auch zunehmend in den Praxisalltag integriert.
Welche Forderungen ergeben sich daraus für die Politik?
Um die Digitalisierung im Gesundheitswesen gemeinsam zu gestalten, brauchen wir zunächst eine Bestandsaufnahme, wo wir derzeit stehen – dazu hat der Digitalisierungsreport der DAK-Gesundheit einen wichtigen Beitrag geleistet. Wir stellen fest: Die von der vorigen Regierung geschaffenen Strukturen haben den Praxistest nicht bestanden. Deshalb brauchen wir neue Strukturen. Künftig müssen sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch die Krankenkassen stärker eingebunden werden – und dabei wollen wir als Soziale Selbstverwaltung Gehör finden. Schließlich unterstützen wir es seit langem, dass die DAK-Gesundheit die Entwicklung eigener digitaler Services und Apps vorantreibt. Ziel ist ein „digitales Ökosystem“, das den Versicherten mit digitalen Lösungen in allen Lebensphasen zur Verfügung steht.