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„Online-Kurse bieten den Angehörigen Hilfe zur Selbsthilfe“

21.09.2021

Mehr als 1,7 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz, und bei mindestens zwei Dritteln von ihnen handelt es sich um eine Alzheimer-Erkrankung. Weit überwiegend sind die Betroffenen älter als 65 Jahre, unter den 85-Jährigen leidet jeder Fünfte an Alzheimer. Die Veränderungen am Gehirn sind nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht reversibel, und die Forschungen nach einem Impfstoff, der der Krankheit vorbeugen oder zumindest ihr Fortschreiten verhindern könnte, kommen nur langsam voran. „Alzheimer ist eine Geißel, doch da wir die Krankheit nicht besiegen können, müssen wir lernen, mit ihr zu leben“, sagt Horst Wittrin, der im Sozialparlament der HEK – Hanseatische Krankenkasse mitwirkt und bis 2019 viele Jahre lang als Vorsitzender des Versichertenparlamentes der Kasse fungierte. „Der jährliche Welt-Alzheimertag am 21. September mahnt uns, nicht etwa wegzusehen, sondern den Betroffenen alle nur denkbare Hilfe zukommen zu lassen.“

Betroffen sind nicht nur die Menschen selbst, die nach und nach ihre Sprach-, Lern- und Gedächtnisfunktion einbüßen, verwirrt oder desorientiert sind und ihr Urteilsvermögen verlieren. Mit ihnen leiden ihre Angehörigen, Freunde und Bekannten, die sich in der häuslichen Umgebung um die Pflege bemühen. „Die Krankenkassen bieten ihnen deshalb Hilfe zur Selbsthilfe an“, erklärt Wittrin. „Wir wissen, mit welch schwierigen Situationen Pflegende oft konfrontiert werden und wie schnell das bei ihnen zu Unsicherheit und Überforderung führen kann. Deswegen veranstalten wir Kurse, in denen wir Ratschläge für die bestmögliche Pflege von Alzheimer- und anderen Demenzpatienten geben. Für unsere Versicherten und auch für alle anderen Teilnehmer sind diese Angebote kostenlos. Natürlich gilt das auch für die Online-Kurse, deren Einführung wir über die Selbstverwaltung forciert haben – übrigens schon lange bevor Corona alle Präsenzveranstaltungen so schwierig machte.“

In den Kursen geben Experten praktische Hinweise zu allen Bereichen: Sie klären auf über die Krankheit selbst und über die Betreuung der an Alzheimer Erkrankten, sie informieren darüber, wer welche Kosten trägt, sie erläutern rechtliche Fragen, geben Tipps für die Organisation des Alltags und auch dazu, wie die pflegenden Angehörigen sich selbst vor Überlastung schützen können. Die Module sind frei kombinierbar. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Online-Kurse gegenüber klassischen Fortbildungen oder Weiterbildungen in der Pflege viele Vorteile bieten – und nicht nur unter den erschwerten Pandemie-Bedingungen“, sagt Wittrin. „Die Kursteilnehmer schätzen an ihnen besonders die Möglichkeit, sich die Zeit einzuteilen und bei Bedarf auch ein Modul zu wiederholen.“

Nachdem die Diagnose Alzheimer gestellt worden ist, verbleiben den Erkrankten im Durchschnitt etwa sieben bis zehn Lebensjahre. Manchmal kommt der Tod schneller, manchmal auch viel später. „Unser Auftrag ist es, jedem Menschen so lange wie möglich ein Leben in Würde und in möglichst großer Selbstbestimmung zu ermöglichen“ sagt Horst Wittrin. „Diesem Ziel sind wir als Gesellschaft verpflichtet, dafür setzen wir uns als Selbstverwaltung in den Krankenkassen ein, und darum bitten wir auch die Familien, die sich um an Alzheimer und anderen Formen von Demenz erkrankte Angehörige kümmern. Wir wissen, welcher Belastung sie ausgesetzt sind. Für das, was sie leisten, gebührt ihnen unser Dank und unsere Unterstützung.“