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Dieter Schröder (DAK Gesundheit): „Appelle an die Vernunft sind zu wenig“

Der 31. Mai ist weltweiter Nichtrauchertag. „Lass dich nicht manipulieren“, heißt das Motto, das die Weltgesundheitsorganisation in diesem Jahr dazu ausgegeben hat. Dieter Schröder, ehrenamtlicher Vorsitzender des Verwaltungsrates der DAK Gesundheit, ist selbst ehemaliger Raucher, hat dem Laster aber vor 21 Jahren abgeschworen. Die jüngsten Initiativen von Bundestag und Bundesrat, das Rauchen zurückzudrängen, findet er richtig.

 

Herr Schröder, im Bundestag wird über einen Gesetzentwurf beraten, der die Werbung für Tabakerzeugnisse erheblich einschränken soll. Wie beurteilen Sie als Versicherungsvertreter diesen Vorstoß?

Das geplante Verbot von Tabakwerbung in der Öffentlichkeit unterstütze ich aus ganzem Herzen. Ich gehöre nicht zu denen, die das Rauchen generell verbieten wollen. Aber alles, was hilft, Menschen vom Rauchen abzuhalten, halte ich für richtig. Es ist ja allgemein bekannt, welche Folgen das Rauchen für die Gesundheit hat: Jedes Jahr sterben mehr als 40.000 Menschen allein an Lungenkrebs, und die große Mehrzahl dieser Todesfälle geht erwiesenermaßen auf das Rauchen zurück. Da ist es dringend nötig, noch mehr zu tun, damit die Menschen gar nicht erst dazu verleitet werden, zur Zigarette zu greifen. Deutschland gehört zu den allerletzten Ländern in Europa, in denen überhaupt noch für Tabakprodukte geworben werden darf. Wir hinken also weit hinterher. Ich höre, dass es noch rechtliche Bedenken gibt und dass deshalb die Werbeverbote erst von 2022 an nach und nach in Kraft treten sollen. Dass es wirklich so lange dauern muss, das bezweifle ich aber.

Aber warum sind Verbote nötig? Kann denn nicht jeder für sich selbst entscheiden, ob er raucht?

Es entscheidet ja jeder, ob er raucht oder nicht. Das Problem ist: Er entscheidet oft für andere mit. Wenn Eltern zu Hause rauchen, können sich die Kinder dem nicht entziehen. Sie werden zum Passivrauchen gezwungen, und das belastet genau wie das Rauchen selbst in hohem Maße ihre Gesundheit. Natürlich kann und soll der Staat nicht alles regeln, am Ende muss sich jeder Einzelne seiner Eigenverantwortung bewusst werden. Es muss in die Köpfe rein, dass man mit dem Rauchen sich selbst und andere schädigt. Aber Appelle an die Vernunft sind zu wenig. Wer am Steuer sitzt und sich eine Zigarette anzündet, obwohl Kinder oder Schwangere mit im Auto sitzen – der handelt einfach verantwortungslos. Deshalb finde ich die Initiative von mehreren Bundesländern im Bundesrat, in diesem Fall ein Rauchverbot zu verhängen, auch völlig richtig.

Was tun die Krankenkassen, um Raucher zum Nichtrauchen zu überzeugen?

Jede Krankenkasse macht das auf ihre Art. Wir in der DAK Gesundheit haben zum Beispiel gemeinsam mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) das Programm „Just be smokefree“ speziell für Jugendliche und junge Erwachsene auf die Beine gestellt. Mit interaktiven Tests finden die Teilnehmer zunächst mehr über ihr Rauchverhalten heraus. Das hilft ihnen, die Zigaretten wegzulegen. Gut für den Geldbeutel ist es auch, denn die Teilnehmer können attraktive Geldpreise gewinnen. Außerdem übernehmen wir für unsere Versicherten auch die Kosten, wenn sie sich beim Online-Kurs NichtraucherHelden.de anmelden. Dort gibt es Coaching-Videos und ergänzende Übungen, und erfahrene Tabakentwöhner, die früher selbst Raucher waren, bereiten die Teilnehmer Schritt für Schritt auf das Leben als Nichtraucher vor. Aufhören muss aber jeder selbst. Das nimmt ihm niemand ab.