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Verordnung von Antibiotika: Weniger ist mehr

18.11.2020

Die gute Nachricht ist: Der Einsatz von Antibiotika in Deutschland geht seit vielen Jahren zurück. Im internationalen Vergleich ist Deutschland ein „Niedrigverordnungsland“. Aber noch immer werden in den Arztpraxen jedes Jahr rund 39 Millionen Antibiotika-Verordnungen ausgestellt, vor allem bei akuten Atemwegserkran­kungen. Warum ist das so? Schließlich werden Infektionen der Atemwege in den meisten Fällen durch Viren verursacht. Antibiotika helfen aber nur gegen Bakterien, gegen Viren sind sie wirkungslos. Anlässlich des Europäischen Antibiotikatages mahnen die Sozialparlamente der Ersatzkassen bei Ärzten und Patienten noch mehr Sensibilität beim Einsatz von Antibiotika an.

Werden Antibiotika unnötigerweise eingenommen, kann das dazu führen, dass Bakterien unempfindlich gegen die Medikamente werden. Solche „Resistenzen“ bergen große Gefahren: Pro Jahr sterben allein in Deutschland etwa 2.400 Menschen daran, dass ihnen kein Antibiotikum mehr helfen kann, weil die Keime

gegen verschiedene Antibiotika resistent geworden sind. Die Selbstverwalter der Ersatzkassen appellieren daher an Ärzte, Antibiotika indikationsgerecht und zurückhaltend zu verordnen.

Wie die Zahl der unnötigen Antibiotika-Verordnungen in Arzt-Praxen gesenkt werden kann, hat kürzlich eine Studie des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und acht Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) untersucht. Ergebnis: Eine bessere Kommunikation zwischen Arzt und Patient, unterstützt durch gezielte Fortbildungen der Ärzte sowie Patienteninformationen wie Flyer oder „Infozepte“ mit Tipps zum Umgang mit Erkältungskrankheiten, können entscheidend dazu beitragen, die Verordnungsrate von Antibiotika bei Atemwegserkrankungen zu reduzieren. Bei den teilnehmenden 2.460 Haus-, Kinder- und HNO-Ärzten sowie Fachärzten für Innere Medizin sind die Verordnungsraten zwischen den Erkältungssaisons 2016/17 und 2018/19 um 22 Prozent zurückgegangen.

Der Europäische Antibiotikatag findet jährlich am 18. November in den EU-Mitglieds­staaten statt. Mit dem Aktionstag will die EU auf die Gefahr durch zu häufigen und nicht indizierten Einsatz von Antibiotika aufmerksam machen.

Mehr zur „Resist“-Studie von vdek, KBV und KVen gibt es unter

https://www.vdek.com/vertragspartner/innovationsfonds/Resist.html