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Karies ist bei Kindern weiter verbreitet als bislang vermutet

Um die Zähne der Kinder in Deutschland ist es schlechter bestellt als bisher angenommen. Das zeigt der Zahnreport 2020 der BARMER. Unter den Zwölfjährigen ist bereits jeder Dritte schon mindestens einmal in zahnärztlicher Behandlung gewesen, weil in seinem bleibenden Gebiss Karies festgestellt wurde. Bislang war man davon ausgegangen, dass nur etwa jeder Fünfte betroffen ist. „Karies bei Kindern wurde bisher deutlich unterschätzt“, erklärt Frau Beate Kautzmann, ehrenamtliche Selbstverwalterin im Verwaltungsrat, dem Sozialparlament der BARMER.

Wie aus dem Zahnreport der Krankenkasse weiter hervorgeht, haben Kinder oftmals bereits im Milchgebiss Karies. Von den Zehnjährigen seien schon 54 Prozent, also mehr als jeder Zweite, deshalb in Behandlung gewesen. „Auch Milchzahnkaries kann starke Schmerzen verursachen. Dann leiden die Eltern mit ihren Kindern gleich mit“, sagt Kautzmann. Doch damit ist es noch nicht getan: „Wer schon im Milchgebiss Karies hat, wird oft auch Karies und Folgeschäden im bleibenden Gebiss haben. Deshalb ist Prophylaxe so wichtig – und zwar vom frühesten Alter an. Dazu gehört sowohl die tägliche Zahnpflege als auch der regelmäßige Kontrollbesuch beim Zahnarzt.“

Doch daran hapert es allerdings. Laut dem Zahnreport sind von den Kindern unter sechs Jahren mehr als 15 Prozent noch nie in ihrem Leben beim Zahnarzt gewesen. Von den Sechs- bis Elfjährigen sind neun Prozent nie und weitere 16 Prozent weniger als ein Mal pro Jahr zur Kontrolle beim Zahnarzt – zusammen also rund ein Viertel. Unter den Zwölf- bis 17-Jährigen sieht es noch schlechter aus: Von ihnen gehen zwölf Prozent nie und weitere 20 Prozent weniger als ein Mal pro Jahr zum Zahnarzt. Zusammen sind das rund ein Drittel.

Die Analyse der BARMER zeigt auch, dass Zahnerkrankungen in der Gesellschaft sehr unterschiedlich verteilt sind. Kinder von besserverdienenden Eltern haben demnach deutlich weniger Probleme. Je geringer das Einkommen der Eltern ist, desto häufiger sind die Heranwachsenden auf Karies-Therapieleistungen angewiesen.

Und noch etwas zeigt der Zahnreport: Wenige Kinder und Jugendliche haben besonders viel Karies. Ablesen lässt sich das daran, wie sich die Ausgaben der Krankenkasse verteilen: Auf diejenigen zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen, die die meisten zahnärztlichen Leistungen in Anspruch nahmen, entfielen im Jahr 2010 knapp 79 Prozent der Therapiekosten. Im Jahr 2018 waren es bereits mehr als 85 Prozent. „Für uns als Krankenkasse bedeutet diese zunehmende Karieslast, dass wir den Fokus bei der Prävention noch stärker auf diese Risikogruppe lenken müssen“, sagt Kautzmann, die in der ehrenamtlichen Selbstverwaltung der BARMER im Ausschuss für Verträge und Versorgung den stellvertretenden Vorsitz führt.