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Pandemie belastet Kinder und Jugendliche in besonderem Maße

27.09.2022

Die ehrenamtliche Selbstverwaltung in der DAK-Gesundheit fordert, der Gesundheit der Kinder und Jugendlichen mehr Aufmerksamkeit einzuräumen als bisher. „Besonders die seelische Gesundheit von vielen Kindern und Jugendlichen hat während der Corona-Pandemie schwer gelitten“, sagt Bärbel Weisenstein, Selbstverwalterin im Verwaltungsrat, dem Sozialparlament der DAK-Gesundheit. „Unsere Gesellschaft muss noch viel mehr unternehmen, um auf die besonderen Bedürfnisse der jungen Generation einzugehen.“

Wie der aktuelle Kinder- und Jugendreport 2022 der DAK-Gesundheit nachweist, ist in der Zeit der Pandemie die Anzahl junger Patientinnen und Patienten, die ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen mussten, im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zwar merklich gesunken. Gegen diesen allgemeinen Trend war allerdings ein deutlicher Anstieg bei bestimmten psychischen Erkrankungen zu beobachten. So wurden 54 Prozent mehr Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren aufgrund von Essstörungen behandelt. Bei Angststörungen gab es bei jugendlichen Mädchen ein Plus von 24 Prozent. In der Gruppe der 10- bis 14-jährigen Mädchen stieg die Depressions-Neuerkrankungsrate um 23 Prozent. In der Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen wuchs der Anteil der Mädchen, die Antidepressiva verschrieben bekamen, zwischen 2019 und 2021 um 65 Prozent. Die Diagnose Adipositas, also gesundheitsgefährdendes Übergewicht, erhielten im vergangenen Jahr 15 Prozent mehr Jungen zwischen 15 und 17 Jahren und sechs Prozent mehr Mädchen dieser Altersstufe, wenn man auch hier das Vor-Corona-Jahr 2019 zum Vergleich heranzieht.

„Was wir in unserer Kindheit und unserer Jugend erleben, prägt unsere psychische Entwicklung ein Leben lang“, erklärt Versichertenvertreterin Bärbel Weisenstein. „Wer in diesem frühen Alter psychisch erkrankt, ist auch als Erwachsener psychisch stärker gefährdet als andere. Wir dürfen uns nicht dahinter verstecken, dass die Pandemie nun mal eine Ausnahmesituation ist. Kinder und Jugendliche haben weniger Lebenserfahrung und deshalb weniger Instrumente, mit der Belastung umzugehen. Die Verantwortung dafür, wie sie die Corona-Zeit überstehen, liegt zuallererst bei uns Erwachsenen.“

Die Pandemie selbst, besonders aber die von der Regierung und den Behörden verhängten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung hätten Kindern in allen Altersstufen erhebliche gesundheitliche Schädigungen zugefügt. Diese Schädigungen gelte es nun zu beheben oder zumindest zu lindern, erklärt die Selbstverwalterin. „Wir als DAK-Gesundheit haben bereits unser Präventionsprojekt fit-4-future an Kitas und Schulen ausgeweitet, das gezielt Bewegung fördern und die Psyche stärken soll. Wir dürfen die betroffenen Kinder und Jugendlichen und ihre Eltern mit den Problemen nicht allein lassen.“

Bärbel Weisenstein fordert die politisch Verantwortlichen auf, im kommenden Corona-Winter die Schulen, die Sportvereine und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit offen zu halten. Nachdrücklich unterstützt sie die Forderung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte nach Reformen, die den Bedarf der Kinder und Jugendlichen heute und in der Zukunft zum Ausgangspunkt nehmen. Viele der bestehenden Versorgungsstrukturen müssten überprüft und verändert werden. „Die Trennung zwischen ambulanten und stationären Behandlungs- und Betreuungskonzepten ist nicht mehr zeitgemäß, sie ist kontraproduktiv. Darauf haben wir in der Sozialen Selbstverwaltung seit Jahren immer wieder hingewiesen“, sagt Bärbel Weisenstein.