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"Präsentismus" in Deutschland weit verbreitet

06.12.2021

Wer krank ist, sollte sich erholen, um schnell wieder zu Kräften zu kommen und dann auch wieder im Job die volle Leistung zu bringen. Doch wie sieht die Praxis aus? In einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) und des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) gab die Hälfte der befragten Beschäftigten an, manchmal, häufig oder sogar sehr häufig krank zur Arbeit zu gehen. Auch schwere Krankheitssymptome halten etwa ein Drittel der Befragten nicht vom Arbeiten ab. Für die Studie wurden zwischen 2018 und 2021 insgesamt mehr als 11.000 Beschäftigte aus 43 Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen befragt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen außerdem, dass weibliche Beschäftigte eher zu „Präsentismus“ neigen als ihre männlichen Kollegen. So geben 56 Prozent der befragten Frauen an, manchmal, häufig oder sehr häufig krank zu arbeiten, bei den Männern sind es 47 Prozent.

Die Untersuchung zeigt, dass Beschäftigte, die in ihrem Arbeitsalltag mit hohen quantitativen Anforderungen - wie vielen Überstunden, Zeitdruck und schnellem Arbeiten - konfrontiert sind, häufiger krank zur Arbeit gehen. "Fakt ist, dass sie, wenn sie sogar mit ansteckenden Erkrankungen zur Arbeit gehen, nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die ihrer Kolleginnen und Kollegen riskieren“, erklärt Annette Stensitzky, Versichertenvertreterin im Verwaltungsrat der Techniker Krankenkasse. „Hier sind nicht nur die Beschäftigten aufgerufen, verantwortungsvoll zu handeln, sondern auch die Arbeitgeber, die ihre Angestellten ermutigen sollten, bei Krankheit zu Hause zu bleiben – das ist nicht nur menschlich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll.“

Auch für Arbeitgeber ist dieser „Präsentismus“ kein Vorteil. Neben dem Risiko, dass sich Kolleginnen und Kollegen anstecken, können zudem Produktivität und Qualität der Arbeit leiden -  das Risiko für Fehler und Unfälle steigt. „Für Unternehmen kann es sich durchaus lohnen, gezielt das Thema Präsentismus im Rahmen eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagements in den Blick zu nehmen - ganz besonders in Zeiten von mehr Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen“, so Stensitzky.